11.06.2025 / Knud Wassermann

Mass Customization in Reinkultur

Die Aufgabenstellung war so klar wie ambitioniert: 4250 individuelle Cover für die erste Ausgabe der Graphischen Revue 2025. Wie das funktioniert? Mit Hilfe zufällig erzeugter Grafiken und Mass Customization brachten wir Tausende Alternativen von «Hund und Katze» zur Welt.
 
Mass Customization beschreibt eine Vorgehensweise, welche die Vorteile der Massenproduktion mit den individuellen Wünsche der Konsumenten vereint. Sie kombiniert Geschwindigkeit, Effizienz und Kostenoptimierung einer uniformen Produktion mit der angestrebten und teils notwendigen Einzigartigkeit. Was bisher nur den grossen Unternehmen vorbehalten war, rückt nun in die Reichweite des gesamten Marktes und lässt Marken von einer grossen Zukunft träumen. Erst durch technologische Innovationen wie den HP SmartStream Designer wird dieser Meilenstein jedoch praktikabel. Letztendlich bildet das Know-how hinter dem Design die Brücke zum individuellen Cover.

Konzept ist King
Für Designer*innen bedeutet Mass Customization eine komplette Verschiebung der Paradigmen: Die kreative Freiheit sprengt alle Grenzen, und ein Design ist nicht länger ein statisches Objekt, sondern wird zu einem flexiblen System. Jeder Parameter innerhalb der Mass Customization erfordert vom Design-Team, Regeln für seine Verwendung aufzustellen, wodurch sich die hypothetische Arbeit nahezu unendlich ausdehnen könnte. Dafür ist eine neue Mentalität gefragt, die den Zufall stärker in das Ergebnis integriert und gleichzeitig versucht, alle Fehler zu vermeiden. Diese Gratwanderung macht den Umgang mit Mass Customization sowohl spannend als auch herausfordernd. Am Ende wird man mit einem massiven Ergebnis belohnt. So erging es auch uns bei open121 anlässlich der Gestaltung dieser Ausgabe. Denn die quantitative Dimension des Ergebnisses ist im wahrsten Sinne des Wortes für Kreative nicht mehr überschaubar.

Der Baukasten von HP
Alle 4250 Cover basieren auf nur acht Ebenen, in denen das Design ständig wechselt und sich die Farben verändern. Diese Randomization wird durch die Software HP SmartStream Designer ermöglicht – eine Schnittstelle zwischen Grafik und Druck, die Tausende Dateien und Druckvorgänge überflüssig macht. Alles, was gedruckt wird, entsteht in einem einzigen Durchgang, da die Druckmaschine die Cover erst unmittelbar vor dem Druck vollautomatisch aus den Vorgaben generiert.
 
So erschufen wir die einzigartige Welt des MIWAU – einer individuellen und unkonventionellen Mischung aus Hund und Katze. Zusätzlich personalisierten wir jede Titelseite mit dem Vornamen der Empfängerin bzw. des Empfängers. Das trifft den Zeitgeist und eröffnet ein riesiges Spektrum an Möglichkeiten, die dennoch alle einer einheitlichen und abgestimmten Ästhetik folgen. Die voranschreitende Individualisierung von Lebensstilen und Produkten wird im Design aufgegriffen und hinterfragt. Du hast zwar genau dieses eine Cover, doch es ist nur eines von 4250 unterschiedlichen!

Eine neue Ära
Dank HP und unzähligen Stunden für die Konzeption kann nun jede und jeder auf die eigene Titelseite blicken und etwas Einzigartiges sehen. Alle Cover-Illustrationen sind in ein und derselben intensiven Ästhetik verankert. Durch die Personalisierung erhält das zufällige Motiv eine individuelle Note. Die Titelseite wird dabei nicht direkt an Kundenwünsche angepasst, doch sie öffnet der Individualisierung und dem Zufall alle Türen. Damit erweitern sich der grafische Horizont und auch die Spielwiese für aussergewöhnliche Produkte.
 
In einer Ära der Mass Customization können Geschichten über Marken nun wohl auf völlig neue Weise erzählt und ausgeschmückt werden. Projekte wie dieses bieten die Möglichkeit, immer mehr über das Unbekannte zu lernen, neue Methoden zu entwickeln und über den digitalen und gestalterischen Tellerrand hinauszublicken!
 
Aber auch die Technik von Müller Martini spielte bei dem Projekt eine wesentliche Rolle. Umschlag und Inhalt wurde auf einem Klebebinder Acoro von Müller Martini bei der Print Alliance in Bad Vosläu, in Österreich zusammengeführt und gingen dann in den Versand.

Ihr
Knud Wassermann,
Chefredaktor «Graphische Revue»
 
11.06.2025 Knud Wassermann Chefredaktor «Graphische Revue»